Ann Amann

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Welt-Schlaganfalltag
Heilung mit Mitgefühl und Achtsamkeit

Fotos Copyright: Ann Amann

29. Oktober 2025, 09:12 Uhr

Autorin: Ann Amann

Jedes Jahr am 29. Oktober erinnert der Weltschlaganfalltag daran, wie plötzlich sich ein Leben verändern kann. Ein Schlaganfall kann jeden treffen – jederzeit. Doch hinter jeder Zahl steht eine Geschichte – von Angst, Mut, Geduld und ungeahnter Stärke.
Ich habe gelernt, was es bedeutet, wenn das Leben sich in einem Augenblick verändert. Als mein Mann – ein Neurowissenschaftler – in Zürich einen Schlaganfall erlitt, veränderte sich unser Leben von einem Moment auf den anderen. Was eben noch Alltag war, wurde zu einem neuen, ungewohnten Dasein zwischen Krankenhaus, Therapie und Hoffnung.
Er blieb geistig völlig klar, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Wir mussten einen neuen Rhythmus finden – geprägt von Geduld, Stille, kleinen Schritten und tiefem Atmen.
Anfangs war ich überwältigt: Termine, Entscheidungen, Ängste – und dennoch die Hoffnung, dass das Leben weitergehen kann. Mit der Zeit erkannte ich etwas Unerwartetes: Heilung bedeutet nicht immer Wiederherstellung. Manchmal bedeutet sie, Verbindung, Würde und Liebe neu zu entdecken – mitten in der Unsicherheit.

🌿 Für Betroffene:

  • Hab Geduld mit deinem Körper. Heilung geschieht in kleinen, oft unsichtbaren Momenten.
  • Vertraue deiner inneren Klarheit. Auch wenn Sprache oder Bewegung schwerfallen, dein Bewusstsein bleibt lebendig.
  • Nimm Hilfe an. Stärke zeigt sich auch darin, Unterstützung zuzulassen.
  • Bewahre dir Freude. Ein Lächeln, Musik, Sonne auf der Haut – sie sind Teil des Heilens.

💛 Für Angehörige und Pflegende:

  • Atme zuerst. Ein ruhiger Atem bringt Kraft in die Situation.
  • Sorge, aber sorge auch für dich selbst. Kleine Pausen erhalten dein Mitgefühl.
  • Sieh den Menschen, nicht den Patienten. Der Humor, die Neugier, die Seele – sie bleiben.
  • Feiere die kleinen Fortschritte. Heilung wächst aus ihnen.
Nach einiger Zeit entschieden wir uns, in eine andere Umgebung zu gehen – dorthin, wo Wärme, Sonne und Ruhe Teil des Alltags sind. So kamen wir nach Chiang Mai, Thailand, und dort lernte ich eine ganz andere Kultur der Fürsorge kennen. Mitgefühl war dort kein besonderes Tun, sondern eine Haltung. Menschen begegneten einander mit Ruhe, Achtsamkeit und Herz.
Ich habe verstanden: Heilung ist nicht nur medizinisch – sie ist zutiefst menschlich. Sie geschieht in Begegnung, im Respekt und in der stillen Geduld füreinander.
Auch als mein Mann körperlich schwächer wurde, blieb sein Geist hell. Wir fanden Freude in Musik, Sonnenuntergängen und im einfachen Dasein. Bis zu seinem letzten Tag war da Leben, Humor und Liebe.
An alle, die diesen Weg gehen – als Betroffene, Angehörige oder Freunde: Möge dieser Tag daran erinnern, dass Heilung mehr ist als körperliche Genesung. Sie ist Würde, Präsenz und der leise Mut, das Herz offen zu halten – auch, wenn das Leben zerbrechlich scheint.
Denn jeder Atemzug, jede liebevolle Geste und jeder Moment des Mitgefühls sind bereits Teil des Heilens.

Herzlichst,

Ihre Ann Amann